Für alle Schulkinder gehen die Ferien mit diesem Freitag zu Ende. Der PSV Cottbus nutzte die letzte Woche nun schon zum 20. Mal, um seine Schützlinge zum Objekt des Cottbuser Rudersportvereins am Schwielochsee zu entführen, wo die Schwimmabteilung traditionell ihr Feriencamp durchführt. Mit dabei war auch DSV-Kandidat Christian Diener, der die WM in Barcelona verpasst hatte.
Immer wenn sich die Kinder parallel zum Abendverzehr die neuesten Rennen der Schwimm-Weltmeisterschaft von Barcelona ansehen wollten, mussten sie kurzerhand das Brötchen fallen und ihren Platz verwaist lassen, um zum Bildschirm zu watscheln, da das kleinflächige TV-Gerät nicht für alle im Saal sichtbar war. Mal abgesehen davon, dass auch aus besserer Perspektive nichts anderes wahrzunehmen gewesen wäre als deutsche Athleten, die der Konkurrenz zumeist hinterherschwimmen, und Siegertreppchen, auf denen Amerikaner Platz nehmen, dachte sich PSV-Abteilungsleiter Nikola Petrov, er tue den Kids etwas Gutes, indem er einen hübschen Plasma-Bildschirm vorbeibrachte. Passend zum Auftreten der DSV-Schwimmer allerdings missglückte der Kabelanschluss, weshalb Petrov das schöne Stück wieder im Kofferraum verstaute – und die Kinder weiterhin aufstehen und zum Fernseher laufen mussten.
Das blieb mit Christian Diener auch dem Aushängeschild des Cottbuser Schwimmsports nicht erspart. Ursprünglich hatte der 20-Jährige ja vor, selbst über den Bildschirm zu huschen und den Swimming Pool von Barcelona zu rocken. Doch der Rückenspezialist hatte die Norm bei den Deutschen Meisterschaften und die damit verbundene Teilnahme über die 100-Meter-Distanz um eine Zehntelsekunde verpasst.
Natürlich wirkte Diener nun, während seine Augen gefasst über den Schwielochsee gleiteten, nicht so als hätte ihn besagtes Erlebnis kaum beschäftigt. Wer aber einen seelisch zermürbten und gescheiterten Sportler sehen wollte, der musste es im nächsten Camp nochmal versuchen. Denn Christian Diener, der vor Kurzem sein Abitur bestand, kann die Situation durchaus positiv interpretieren. "Es tut gar nicht so weh, die Anderen vom Fernseher aus zu sehen. Ich bin froh, dass ich mal etwas Freizeit habe und hier sein kann, um zu entspannen. Das habe ich sonst nie." Während seiner Schulzeit in Potsdam jagte eine Trainingseinheit die nächste. Im Camp am Schwielochsee aber, das Diener noch aus Kindertagen kennt, kann er durchschnaufen und bei Nachtwanderung und Neptunfest abschalten. Kurioserweise hatte damit alles erst begonnen, als er sechs Jahre alt war. "Ich gehörte noch gar nicht zum PSV, da bin ich mit Oma und Opa durch den Wald hier spaziert und wurde einfach so zum Neptunfest eingefangen und ins Wasser geschmissen." Der Beginn einer Karriere, die möglichst mit einer Teilnahme an den Olympischen Spielen 2016 in Rio gekrönt werden soll.
Mit dem Schwimmcamp richtet der PSV Cottbus im Prinzip jährlich sein eigenes Ferienlager aus, das auch viele ehemalige Weggefährten zu besuchen versuchen. So wie Diener, der von den jungen Grinsebacken als Star angehimmelt wird und zeigt, dass die Generationen beim PSV nicht nebeneinander her, sondern miteinander leben. "Ich mag es, ein Vorbild zu sein und den Kids zu zeigen: Hier ist noch jemand aus eurem Verein." Mehr Autogramme hätte Christian Diener also vermutlich auch in Barcelona nicht schreiben können.

Quelle: LR-Online | Vollständigen Artikel auf " LR-Online " lesen